Beim Betrieb der Dachsternwarte wurde recht schnell klar, dass das Fokussieren keine einfache Aufgabe ist.

Die Säule ist recht lang und gerät leicht in Schwingungen. Darüber hinaus muss man mehr oder weniger parallel das Telekop bedienen und auf den Monitor schauen. Da das nicht immer einfach ist kam schnell der Wunsch auf, diesen Prozess zu vereinfachen und ggf. auch zu automatisieren. Die Recherchen im Internet ergaben mehrere Lösungsmöglichkeiten. Besonders interessant waren die ASCOM-basierten Varianten, da die von mir genutzen Programme (z. B. APT) dies unterstützen. Die Wahl fiel dann auf ein Arduino-basiertes System. Die Yahoo-Gruppe SGL Observatory Automation ist hier ein sehr nützlicher Anlaufpunkt. Der elektronische Teil des Fokussierers ist soweit erledigt. Er basiert auf einem Arduino-Nano. Der Schrittmotor (NEMA 17) wird über einen Easydriver angesteuert. Beides bekommt man für wenig Geld in der "Bucht", wenn man etwas Geduld mitbringt. Die Lötarbeiten halten sich in Grenzen. Der Arduino wird über das USB-Kabel vom PC aus mit Strom  versorgt. Der Easydriver wurde mit einem 12 V- Steckernetzteil aus der Restekiste verbunden. Nach dem Herunterladen der Software hat es auch relativ schnell funktioniert.

 

 

Nachdem das Projekt eine Weile auf Eis lag, hat es jetzt wieder Fahrt aufgenommen. Die Elektronik funktioniert soweit, aber die Befestigung des Antriebs am Okularauszug war nicht einfach zu lösen. Hier sollte ein 3D-Drucker helfen. Mit Hilfe der OpenSCAD-Software (später auch Freecad) und viel Zeit war es mir möglich, diese Halterung zu konstruieren. Die Aussparung beherbergt den Schrittmotor. Etwas Heißkleber sorgt für die Verbindung zwischen Okularauszug und Motorhalterung. Ein GT2-Zahnriemen mit 200 Zähnen sowie zwei Ritzel mit je 20 Zähnen übertragen die Kraft auf die 1:10 untersetzte Welle des Okularauszugs. Hier war allerdings noch ein kleines Drehteil erforderlich, um die 2,5 mm-Welle des Okulartriebes an das Ritzel anzupassen. Die beiden kleinen Platinen (Arduino und Easydriver) finden in einem Kleingehäuse Platz, das mit der Motorhalterung verklebt ist. Auch hier dient ein 3D-Druckteil als Platinenhalter. Die Konstruktionsdaten kann ich auf Anfrage zur Verfügung stellen. Zur Stromversorgung wurde noch eine Hohlstecker-Buchse verbaut.

Der fertige Fokussierer sieht dann so aus:

Über die o. g. Yahoo-Gruppe bekommt man ein Programm, um den Motor anzusteuern. Darüber hinaus gibt es Ascom-Treiber, so dass der Motor beispielsweise über das Astrophotography Tool (APT) angesprochen werden kann. Im Probelauf hat es funktioniert. Ob die automatische Fokussierung von APT funktioniert, ist noch zu prüfen.

 

Aktualisierung: Beim Testlauf zeigte sich, dass sowohl der Schrittmotorhalter aus PLA und die Verklebung mit Heißkleber den sommerlichen Temperaturen auf dem Dachboden nicht gewachsen waren. Nach einiger Suche bin ich auf HTPLA gestoßen, das analog verarbeitet werden kann. Das gedruckte Teil muss anschließend 1m5 h bei ca. 110 °C wärmebehandelt werden, um temperaturstabiler zu werden. Die Verklebung mit dem Okuarauszug erfolgte darüber hinaus mit 2K-Kleber und der Steuerkasten wurde angeschraubt. Mal sehen, ob es diesmal hält.